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No. 2: FASZINATION BOUDOIR

EIN PAAR WORTE ZUR EINORDNUNG

Unter den vielen Spielarten der People-Fotografie gibt es wohl keine, die so exklusiv weiblich ist, wie die Boudoir-Fotografie. Mit diesem besonderen Genre tun sich viele jedoch etwas schwer, obwohl ich immer wieder auch eine heimliche Faszination dafür wahrnehme. Doch was ist Boudoir-Fotografie? Und vor allem, was ist es nicht?


Mit dem französischen Wort Boudoir, das Fotografen gerne benutzen, wird der intime Rückzugsraum einer Frau bezeichnet. Das kann das eigene Schlafzimmer sein, der Ankleidebereich, oder etwas ähnliches. Natürlich kann man ein solches Umfeld auch in bestimmten Studios oder anderen geeigneten Locations nachstellen. Manchmal werden auch Begriffe wie „sensual shooting“ oder „Dessous-Shooting“ verwendet. Letzteres klingt für mich jedoch eher wie die Werbeaufnahmen für den neuesten Otto-Katalog…


Bei einem Boudoir-Shooting geht es vor allem um die Schönheit der Frau. Es ist kein Akt- und schon gar kein Nacktshooting, sondern ein Spiel mit Sinnlichkeit und subtiler Erotik. Beim Boudoir-Shooting wird nicht alles gezeigt, vielmehr entsteht der Reiz durch das, was der Betrachter eben nicht sieht. Häufig trägt das Model Unterwäsche, aber auch weitere Kleidungsstücke wie Morgenmäntel, Kimonos, Stiefel oder Hemden sind möglich. Dazu kommen ggf. Accessoires aller Art, Spiegel oder schöne Möbelstücke. Die Möglichkeiten sind vielfältig.


Manche Kolleginnen – denn es sind tatsächlich sehr viel häufiger Frauen hinter der Kamera – betonen, dass so ein Shooting ein Akt der Selbstliebe sei. Die Frau bekennt sich zu ihrer Schönheit und zeigt sie auch. Das ist wohl einer der Gründe dafür, warum es für viele Frauen eine so große Überwindung darstellt, sich auf ein Boudoir-Shooting einzulassen.


Weniger ist mehr. Boudoir spielt mit Andeutungen und Fantasie.
ES GEHT UM VERTRAUEN

Ich habe grundsätzlich Respekt vor jedem Menschen, der sich vor eine Kamera stellt. Bei einem Boudoir-Shooting ist es nochmal etwas ganz anderes. Jemanden in seinen persönlichsten Bereich zu lassen und sich teilweise zu entblößen, erfordert Selbstbewusstsein und Vertrauen. Daher habe ich es als Mann hier besonders schwer, da mir bewusst oder unbewusst von manchen Frauen wohl ein gewisses Maß an Voyeurismus oder Schlimmerem unterstellt wird. Und ehrlich, ich verstehe das sogar. Da bleibt mir nur, ihnen zu beweisen, dass ich ein anständiger Mensch bin, der an so ein Shooting sehr professionell und ohne Hintergedanken herangeht. Wertschätzung führt zu Vertrauen.


Es ist mir hier wichtig, zu betonen, dass für Boudoir-Shootings auch für mich andere Regeln gelten. Normalerweise nehmen Fotografen für sich grundsätzlich das Urheberrecht an ihren Fotos in Anspruch und verbinden das (auch vertraglich) mit dem Recht, die Fotos für eigene Zwecke zu veröffentlichen. Die Fotos aus einem Boudoir-Shooting stellen für mich jedoch eine Ausnahme dar und würden von mir nie ohne ausdrückliche Erlaubnis veröffentlicht, zum Beispiel auf meiner Website. Leider berichten mir immer wieder Frauen von schlechten Erfahrungen in diesem Bereich, was es mir nicht gerade leichter macht.


WAS ICH BESONDERS MAG

Zwar bin ich da bei weitem nicht der einzige, aber ich habe durchaus eine Vorliebe für die Schwarzweißfotografie, ganz besonders bei Boudoir-Shootings. Meine Shootings bringen meistens eine gesunde Mischung aus Farbfotos und solchen in Schwarzweiß hervor. Ich mag hier besonders Fensterlicht, also natürliches Licht, das durch ein möglichst großes Fenster hereinscheint. Das Spiel mit Licht und Schatten lässt sich häufig in Schwarzweißfotos besonders schön umsetzen.


Ich bin auch nicht der Auffassung, dass auf jedem Foto das Gesicht der Frau zu erkennen sein muss. Häufig sind es auch nur Details oder bestimmte Körperpartien, die das Foto ausmachen. Am Ende entsteht ja eine Fotoserie, die der Frau und vielleicht ihrem Partner als Ganzes erscheint. Er oder sie weiß ja, um wen es sich auf dem Fotos handelt, selbst dann, wenn die Person nicht zu erkennen ist. Die schönste Bestätigung für mich wäre es, wenn die Frau sich am Ende auf den Fotos selbst schön findet und vielleicht eine bisher verborgene Seite an sich entdeckt.


Licht und Schatten betonen die Silhouette eines schönen Körpers.



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